Die Beratzhausener Kolpingsfamilie ohne Erwin Wein? Das schien unvorstellbar, prägte der „Schnaps“, wie er seit jeher humorvoll genannt wurde, doch eben diesen katholischen Verband kaum wie ein anderer. Doch nun müssen die Kolpingschwestern und -brüder dieser Tatsache ins Auge sehen. Nach längerer schwerer Krankheit ist Erwin Wein am 18. Januar verstorben, drei Tage später nahm eine überaus große Trauergemeinde beim Requiem, das Diözesankolpingspräses Stefan Wissel, Bezirkspräses Udo Klösel und Pfarrpräses Georg Dunst zelebrierten, und bei der Beisetzung im Familiengrab von ihm Abschied.
Auch wenn er in den letzten Monaten aufgrund seiner Krankheit nicht mehr oft an Veranstaltungen teilnehmen konnte – wohl das letzte Mal zeigte er sich bei der Einweihung des sanierten Pfarr- und Jugendheimes in der Öffentlichkeit, so arbeitete er im Rahmen seiner Möglichkeiten von zuhause aus für „seine“ Kolpingsfamilie: Kontakte halten, Einladungen per PC und Email verschicken usw. Er hatte nach wie vor Interesse am Leben der Pfarrei, des Ortes und natürlich der Kolpingsfamilie.
Dieser war der am 15. März 1956 geborene Erwin Wein bereits mit 14 Jahren, am 13. Dezember 1970 beigetreten. Der breiten Öffentlichkeit ist er über die viereinhalb Jahrzehnte vor allem als Bannerträger bekannt – 1971 übernahm er das Jungkolpingbanner und drei Jahre später das des Gesamtverbandes. „Von Anfang an zeigte er großes Engagement, er war ein treues Mitglied, eine tragende Säule und prägte den Verein maßgeblich mit“, würdigte die stellvertretende Vorsitzende Rosi Lamml den nun Verstorbenen in ihrem Nachruf. Seit 2007 stand Erwin Wein als 1. Vorsitzender an der Spitze der örtlichen Kolpingsfamilie, 38 Jahre lang gehörte er der Vorstandschaft an – unter anderem als Medienwart, stellvertretender Schriftführer und Schriftführer. Darüber hinaus wirkte er in der Theatergruppe mit, er war maßgeblich am Johannisfeuer beteiligt, und der Prinzengarde war er ein glühender Freund und Förderer. Aber auch überregional engagierte er sich im Kolpingwerk – als Schriftführer im Kolpingbezirksverband Jura sowie als Mitglied im Förderverein des Kolpingfamilienheimes Lambach, in dem er immer wieder auch zu Tagungen oder Einkehrtagen weilte. „Auch in der Bevölkerung war er ein überaus geliebter und geschätzter Mitbürger“, schloss Rosi Lamml ihre Ansprache. Erwin Weins Einsatz, Opferbereitschaft und Willenskraft würdigte in seinem Nachruf auch Heinz Süss, der Kolping-Diözesanvorsitzende und versprach, „in seiner Gesinnung unsere Arbeit fortzusetzen“. Sowohl Lamml als auch Süss wiesen darauf hin, dass die Vorfreude auf das heuer anstehende 150-jährige Jubiläum der Beratzhausener Kolpingsfamilie durch den Tod Erwin Weins getrübt sei.
Nun, Kolping war für Erwin Wein natürlich das Hauptbetätigungsfeld. Aber er trat 1974, mit 18 Jahren, auch dem Männergesangverein „Liederkranz“ bei, wo auch sein Vater Franz mitwirkte. Als passives Mitglied unterstützte er den Männerchor und wollte nach Erreichen des Rentenalters aktiver Sänger werden. Der 2. Vorsitzende des MGV, Hermann Laßleben, verwies in seiner Ansprache auf diese Fakten.
Neben dem MGV war Erwin Wein seit 1982 auch Mitglied beim OGV, dem Obst- und Gartenbauverein. Daraus wird deutlich, dass er den heimischen Vereinen sehr verbunden war – und damit letztlich auch der ARGE (Arbeitsgemeinschaft der Beratzhausener Vereine), bei der er seit sechs Jahren Schriftführer war. „Die ARGE hat einen guten Freund verloren und ist damit viel ärmer geworden. Erwin Wein war ein Motor in unserer Beratzhausener Vereinswelt, er trug bei zur Gestaltung eines positiven Bürgergeistes. Der Dienst an der Gemeinschaft war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Die ARGE verliert eine engagierte Persönlichkeit“, würdigte ARGE-Vorsitzender Herbert Liedtke den Verstorbenen.
Beruflich war Erwin Wein seit 1973 bei der Neutraublinger Firma Otto Lehmann GmbH beschäftigt, seine Zuverlässigkeit, Vielseitigkeit, Loyalität und Identifizierung mit dem Unternehmen würdigte der Geschäftsführer in seinem Nachruf. Am 12. Mai 1979 trat er mit Roswitha Jäger in der Pfarrkirche vor den Traualtar, zwei Söhne gingen aus der Ehe hervor, inzwischen war Erwin Wein auch bereits dreifacher Großvater. Doch im Herbst 2014 wurde er plötzlich von Rückenschmerzen heimgesucht. „Es stellte sich heraus, dass die Ursache nicht im orthopädischen, sondern im onkologischen Bereich zu suchen war“, schilderte Pfarrer Georg Dunst in seiner Traueransprache. Die Diagnose beendete Weins Berufstätigkeit und war der Beginn eines Krankenweges, den er bis zuletzt mit scheinbar unerschütterlicher Hoffnung gegangen ist. Am 22. November letzten Jahres war er noch bei der Wiedereröffnung des renovierten Pfarrheims dabei. In allen Gesprächen äußerte er sich zuversichtlich, obwohl auch der medizinische Laie erkennen konnte und musste, dass die Krankheit ihr zerstörerisches Werk unvermindert fortsetzte. Bis zuletzt noch machte Erwin Wein Pläne. Doch am Wochenende vom 16./17. Februar brachte dann die bösartige Erkrankung ihr Werk zu Ende und beendete sein Leben. Am 18. Februar ist er in Frieden eingeschlafen. Erwin Wein hinterlässt seine Ehefrau, zwei Söhne mit Familien, die Mutter sowie zwei Schwestern und einen Bruder mit Familien. (mb)
Jan. 26