Das erste Juli-Wochenende stand ganz im Zeichen des 150-jährigen Kolpingjubiläums. Zunächst ehrte der Jubelverband bei einem Ehrenabend im Pfarrheim die noch lebenden Wiedergründungsmitglieder. Am Sonntag war dann nach dem Festgottesdienst die Segnung der neuen Bronzebüste, die Adolph Kolping zeigt, der Höhepunkt.
Mit dem Satz „Aus christlicher Verantwortung unsere Zukunft gestalten“ eröffnete die Interimsvorsitzende Rosi Lamml den Ehrenabend und verdeutlichte, dass diese Aussage im Jahr 1866 wie auch heute gelte und auch die vielfältigen Kolping-Tätigkeiten heute umfasse. Das Bild der Kirche von dem einen Leib mit vielen Gliedern stellte der Kolping-Bezirkspräses, der Hohenfelser Pfarrer Udo Klösel, in den Mittelpunkt seines Grußwortes und erinnerte an den Tod des 1. Vorsitzenden Erwin Wein, aber auch an die Würdigung der Wiedergründungsmitglieder sowie besonders engagierter Kolpingsöhne und -töchter. Die Einbettung des Kolpingjubiläums ins örtliche Jubeljahr hob Bürgermeister Konrad Meier in seinem Grußwort hervor und meinte, dass die Kolpingfamilie „ihre Notwendigkeit und Lebendigkeit bewahrt“ habe und „bürgerliches Engagement par excellence“ zeige. Die Entwicklungen seit der Wiederbegründung im Jahr 1947 hat der Ehrenvorsitzende und Schirmherr Hermann Laßleben, der 1951 Jungkolping beigetreten ist, alle miterlebt, so dass er die Höhepunkte und Veränderungen in seinem Grußwort genau schildern konnte. Bürgermeister Meier und Schirmherr Laßleben überreichten Rosi Lamml zudem finanzielle Zuwendungen zur Finanzierung des Festes bzw. der Büste.
Die bereits kurz nach dem Tod Adolph Kolpings erfolgte Gründung des Gesellenvereins am 11. März 1866 rief der kommissarische Kolping-Diözesanvorsitzende Josef Sander in seinem Festvortrag in Erinnerung, ebenso die damalige Zeit des sozialen Umbruchs und Adolph Kolping, der vielen jungen Burschen geholfen habe. Ebenso verwies Sander auf die seit 1866 amtierenden 29 Präsides sowie die 27 Senioren bzw. Vorsitzenden – und an die jüngst verstorbenen Heinz Süß (Kolping-Diözesanvorsitzender) und Erwin Wein. Die Kolping-Arbeit sieht er als „Nahtstelle zwischen Kirche und Gesellschaft“ bzw. als „Einsatz für eine menschlichere Welt“ in den Bereichen Kirche, Familie, Gesellschaft/Arbeit und Kultur/Geselligkeit. Mit ihren über 300 Mitgliedern sei die Beratzhausener Kolpingfamilie „eine der größten und ältesten in der Diözese Regensburg“, im Bezirk Jura die stärkste und beim Altersdurchschnitt eine der jüngsten. Für die Zukunft wünschte Sander Mut, Tatkraft und Gottvertrauen, „um Euren Weg weiterzugehen“.
Nach dem Verlesen der Chronik durch Anette Niebler und Hubert Felser würdigte Laßleben die noch lebenden Gründungsmitglieder aus dem Jahr 1947: anwesend waren Josef Eichenseher, Josef Ferstl und Johann Spitzenberger, entschuldigt Lothar Dechant und Franz Kitzler. Laßleben beschrieb die Zeitumstände (amerikanische Militärregierung, Bürgermeister Johann Ehrl, Pfarrer Ludwig Fichtl). Kooperator Alfons Lichtenwald übernahm nach der Wiederbegründung das Amt des Präses, Senior wurde Martin Fries, Altsenior Hans Laßleben. „Die Kolpingfamilie ist stolz auf Euch, da Ihr dem Kolpingwerk so lange treu geblieben seid“, stellte die Vorsitzende Rosi Lamml fest und überreichte die Ernennungsurkunden zu Ehrenmitgliedern.
Den Ehrenabend nahm die Kolpingfamilie auch zum Anlass, um besonders engagierte und verdiente Mitglieder zu würdigen (s. unten) – auch als Vorbild für die Jugend. Festleiter Walter Liedtke stellte dabei die Geehrten und ihre Kolping-Arbeit kurz vor. Ein zusätzliches Geschenk bekam Klaus Söllner, der die Festschrift federführend gestaltet hat. Und eine separate Auszeichnung hatte der Diözesanvorsitzende Sander mit dabei, die Ehrennadel des Diözesanverbandes (dritthöchste Auszeichnung) für den „Kolping-Allrounder“ Walter Liedtke. Sander listete dessen viele Tätigkeiten seit seinem Vereinsbeitritt im Jahr 1971 auf bis hin zur aktuellen Funktion als Festleiter auf, überreichte ihm die Urkunde und heftete ihm die entsprechende Nadel dazu ans Revers.
In seiner Schlussansprache verglich Präses Pfarrer Georg Dunst die Umwälzungen im 19. Jahrhundert, zur Zeit Adolph Kolpings, mit den Veränderungen von heute. Besonders beleuchtete er die Vereine, die damals auch als Reaktion auf den Wandel entstanden, mit der Situation der Vereine heute. „Das Grundmuster der Vereine neigt sich dem Ende zu. Das Bisherige verliert seine prägende Kraft, geltende Paradigmen gehen zu Ende“, beschrieb Präses Dunst und nannte auch die Institution Ehe und die Kirche insgesamt. „Wir sollten den Mut haben, uns vom Vergangenen zu lösen, die Tür, ja den Geist für die Zukunft zu öffnen“, riet er der Versammlung. Dies gelte auch für die Kolpingfamilie: neue Formen der Existenz, überregionale Netzwerke usw. Bei all den möglichen Veränderungen sei aber der geistige Kern, das Sinnangebot unveränderlich. Und dies sei die von Papst Franziskus in den Vordergrund gerückte Barmherzigkeit, die mit Gott, dem Wesen Gottes, gleichgesetzt werden könne. „Das ist ein geistiges und geistliches Programm für die Gegenwart und die Zukunft, ein höchst anspruchsvolles, herausforderndes Zukunftsprogramm“, fasste Präses Dunst zusammen.
Am Sonntag früh trafen sich dann mehr als 20 Banner- und Fahnenabordnungen der Kolpingfamilien des Bezirks Jura und der örtlichen Vereine zum Kirchenzug. Nach einem Ehrensalut der Böllerschützen zogen der Jubelverein und zahlreiche Festgäste, begleitet vom Kolping-Spielmannszug und der Blaskapelle Beratzhausen, von der Mühlenstraße zur Pfarrkirche, wo Diözesanpräses Stefan Wissel zusammen mit Bezirkspräses Klösel, Präses Dunst und Altpräses Pfarrer Max Mühlbauer den Festgottesdienst zelebrierte. Die Kolping-Blaskapelle Hohenfels sorgte für eine feierliche musikalische Umrahmung. Ganz nach dem Motto „Wer Mut zeigt, macht Mut“ sorgen die Kolpingfamilien für junge Menschen, für Familien und für Alleinstehende, betonte der Diözesanpräses in seiner ermutigenden Predigt. Er sprach unter anderem auch die Problematik einer zunehmenden Kinder- und Altersarmut in unserer Gesellschaft an. „Die Nöte der Zeit werden Euch lehren, was zu tun ist“, sagte Adolph Kolping einmal und gibt auch hier Hoffnung. Im Mittelpunkt der Eucharistiefeier stand die Weihe eines neuen Banners der Kolpingfamilie Beratzhausen.
Nach dem Gottesdienst bewegte sich ein langer Festzug zum Pfarrheim. Dort erfolgte die Segnung der vom rumänischen Künstler Alexandru Pasat geschaffenen Büste Adolph Kolpings durch Diözesanpräses Wissel. „Vater Kolping wird nun jeden begrüßen, der das Pfarrheim betritt“, sagte Festleiter Walter Liedtke bei seiner Dankesrede an diejenigen, die bei der Verwirklichung des Kunstwerkes mitgewirkt haben. Die stellvertretende Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Barbara Breher schilderte kurz das Leben Adolph Kolpings, dessen vorausschauende Ideen und Ansichten auch heute noch hochaktuell sind. Dem Jubelverein überreichte sie das Ehrendiplom des Kolpingwerkes und forderte ihn zum Schluss auf mit den Worten: „Geht weiterhin mutig euren Weg ad multos annos“. Bei einem Gartenfest im Pfarrgarten spielte nachmittags die Blaskapelle Lupburg, die bereits den Ehrenabend umrahmt hatte, bis zum Abend zünftig auf. (Markus Bauer/Josef Liedtke)