Die Veranstaltung hat mehrere Namen: „Kriegerwallfahrt“, „Marienwallfahrt“ und – besonders in den jüngsten Jahren – „Friedenswallfahrt“. Gemeint ist die seit 1959 alle zwei Jahre vom Jura-Kreisverband Parsberg im Bayerischen Soldatenbund organisierte Wallfahrt zur Maria-Hilf-Kirche in Beratzhausen. Heuer fand sie zum 32. Mal statt, Abordnungen aller Soldaten-, Krieger- und Reservistenkameradschaften im Kreisverband nahmen daran teil. Die federführende Organisation oblag der Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Oberpfraundorf mit ihrem Vorsitzenden Bernhard Götz an der Spitze.
Rechts und links vom Kriegerdenkmal vor der Pfarrkirche St. Peter und Paul stellten sich die Fahnenträger mit ihren Fahnen zum Totengedenken auf. Der Kreisvorsitzende Wolfgang Burger erinnerte in seiner Begrüßung an einige Daten und Fakten zum Ersten und Zweiten Weltkrieg, besonders aber an das Ende des Zweiten Weltkrieges, der rund 60 Millionen Menschen das Leben gekostet hat – auf den Schlachtfeldern, in Orten und Städten und in den Konzentrationslagern. Burger wies auf den Urheber dieses Krieges und Leides hin – Deutschland. „Heute haben wir wieder rohe Gewalt und Rechtsbruch“, kam er auf die Gegenwart mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, wo „Menschen umgebracht, Städte zerstört und Flüchtende angegriffen werden. Es herrscht wieder Krieg in Europa, und Russland hat diesen Krieg entfesselt“, bezog der Kreisvorsitzende klar Position. Gerade angesichts der Stimmung in den Jahren nach 1945, wo das Statement „Nie wieder Krieg!“ entstand, sei die aktuelle Entwicklung nicht nachvollziehbar. Daher gelte es, die Erinnerung wach zu halten und Lehren daraus zu ziehen – auch für die künftigen Generationen. „Nur aus Erinnerungen kann eine gute Zukunft erwachsen. Daher darf es kein Ende der Erinnerungen geben. Ohne Erinnerung gibt es keine Zukunft“, sprach Burger klare Kante. Er verwies auf Artikel 1 im Grundgesetz der Bundesrepublik „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und wandte sich damit auch gegen jede Form von Nationalismus, Hass, Demokratieverachtung und weitere extreme Tendenzen vor allem in jüngster Zeit. „Wir müssen uns täglich darum bemühen, dass die Würde des Menschen das Denken und Handeln der Menschen bestimmt“, fasste der Vorsitzende zusammen.
Keine Gleichgültigkeit gegenüber den aktuellen Ereignissen
Die „Hoffnung auf eine bessere, friedvolle Zukunft“ sprach in seinem Grußwort auch Beratzhausens Bürgermeister Matthias Beer an. Er weitete die Sorgen bereiteten Aspekte noch aus mit den vielen Konfliktherden weltweit sowie Regionen politischer Unsicherheit und Armut. Diese bedürften unserer Solidarität und Unterstützung. Grundsätzlich betonte er die Parameter Frieden, Gerechtigkeit, Versöhnung und Menschenrechte. Die Wallfahrt zur Gottesmutter Maria sei daher gerade heute angebracht, um diese um den Frieden in der Welt zu bitten. Angesichts der gegenwärtigen Ereignisse dürfe man nicht gleichgültig bleiben, so Beer. Vielmehr gelte es, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen – in Gebet, Reflexion und Solidarität.
Hoffnung auf Versöhnung
Auf das Kant-Jahr verwies BGR Pfarrer Johann Christian Rahm in seinen kurzen Worten. „Wir dürfen zuversichtlich sein: Die Verstorbenen leben in Gottes nähe weiter“, machte der Geistliche deutlich und zelebrierte danach eine kurze Andacht.
Zum Lied „Der gute Kamerad“, gespielt von zwei Musikern der Blaskapelle St. Martin Oberpfraundorf, legten der Kreisvorsitzende Burger und Bürgermeister Beer einen Kranz nieder und gedachten der Gefallenen, Vermissten, Vertriebenen, den Opfern von Terror und Gewalt sowie den in Auslandseinsätzen gefallenen Bundeswehrsoldaten. „Es bleibt die Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern“, schloss Burger das Gedenken.
Wallfahrtskerze und Fahnenband gesegnet
Nach dem Totendenken pilgerten die Wallfahrer zur Maria-Hilf-Kirche. An der Spitze der Prozession trugen vier Mitglieder der SRK Oberpfarundorf auf einem Tragegestell die Marienfigur. Es folgten die Ministranten, der Pfarrer und der Vorbeter, dahinter der Kreisvorsitzende und der Bürgermeister sowie schließlich die Fahnenabordnungen der Mitgliedsvereine. Mit Rosenkranzgesetzen und Marienliedern ging es zur Wallfahrtskirche, wo Pfarrer Rahm dann den Wallfahrtsgottesdienst zelebrierte. Die Eucharistie und seine Predigt stellte er unter das Thema „Liebe und Leiden“. „Heute haben wir Sehnsucht nach Frieden in der Welt, vor allem in der Ukraine“, stellte der Seelsorger fest und beschrieb in der Predigt mehrere Aspekte von Liebe und Leiden bei Jesus und Maria. „Ich wünsche Ihnen Liebe ohne Leiden – und dass die Hoffnung niemals fehlt, dass Friede werde in der Welt und besonders in der Ukraine“, schloss der Priester seine Ansprache.
Pfarrer Rahm segnete beim Gottesdienst die neue Wallfahrtskerze und – nachträglich – das Fahnenband der Soldaten- und Kriegerkameradschaft Beratzhausen. Diese konnte im vergangenen Jahr auf 150 Jahre zurückblicken. Da letztes Jahr keine Wallfahrt war, wurde die Segnung des Fahnenbandes nun vollzogen.
Markus Bauer